Die Ausstellung mit Arbeiten der weltberühmten amerikanischen Textilkünstlerin Sheila Hicks, die vom 5. März bis 5. Juni im Textielmuseum in Tilburg zu sehen war, war ein echten Coup des Museums. Für mich war das auf jeden Fall der Grund, in die Niederlande zu fahren.
Tilburg ist eine Stadt mit rund 200 000 Einwohnern auf halber Strecke zwischen Venlo und Den Haag. Mit dem Zug kommt man sehr bequem dorthin. Vom Bahnhof ist es ein kleiner Spaziergang durch schmale Gässchen vorbei am Wilhelmina-Park zum Museum. Das Museum ist ein alter Fabrikbau aus roten Ziegeln, ergänzt durch ein modernes Glasgebäude. Darin finden sich die Ausstellungsräume, ein TextielLab – dazu im Interview mehr – und die Werkshallen.
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Vor dem Interview mit der Museumsleiterin, Geertje Jacobs, und dem Rundgang durch die Ausstellung mit Arbeiten von Sheila Hicks schaue ich mir in Ruhe die Werkshallen an. Im ersten Raum sind alte Webstühle zu bestaunen.
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Aber auch hier wird gearbeitet. Eine Dame experimentiert mit Kordeln. Um mehrere straff gespannte rote Fäden wickelt sie Goldfaden. Etwas weiter entfernt sieht man die Ergebnisse solcher Experimente.
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In der Fabrik wurden früher Wolldecken gefertigt. Auf einer der alten Maschinen ist eine Bahn Wolldeckenstoff dekoriert und in Regalen liegen Decken unterschiedlichster Farben.
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Eine Halle weiter laufen moderne Maschinen, es ist laut und sehr betriebsam. Hier wird tatsächlich gewebt, in enormer Geschwindigkeit entstehen Gewebe. Einiges, was hier gewebt wird, kann man dann im Museumsshop kaufen. Ich finde spannend zu sehen, wie in der Maschine, die kariertes Küchentuch webt, gleich der Rand vom Tuch abgeschnitten wird.
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Immer wieder bieten sich tolle Fotomotive, z.B. riesige Garn-Konen in allen Farben und Spindeln.
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Weiter geht’s in den Ausstellungsraum über den Werkshallen, wo Textilkunst aus der Ausstellung „Switch – Durch Design on the Move“ zu bewundern ist. Ich bestaune den Bezug einer sehr langen Bank und den „Accidental Carpet“ aus gebrauchten Wolldecken. Richtig spannend finde ich eine kleine Installation, bei der ein Drehorgelspieler zu sehen ist. Seine Musik entsteht durch Lochkarten. Mit eben solchen Lochkarten wurde dann ein Webstuhl bestückt und ein Stoff gewebt.
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Dann wird es Zeit für das Interview mit Geertje Jacobs, der liebenswürdigen jungen Museumsleiterin. Sie nimmt mich mit in ihr Büro, wo auch ein großes Textilkunstwerk hängt. Das ganze Interview finden Sie hier. Nach dem Interview zeigt mir Frau Jacobs persönlich die Ausstellung mit Arbeiten von Sheila Hicks.
Sheila Hicks wurde in Nebraska, USA, geboren und lebt und arbeitet heute in Paris. Sie studierte an der Universität Yale, formal mit Josef Albers und informell mit dessen Frau Anni Albers. Ein Fulbright-Stipendium ermöglichte ihr Reisen durch Südamerika. Spätere Reisen nach Indien beeinflussten stark ihre Farbpalette. Ihre satten Farben scheinen direkt aus den Färbertöpfen von Goa zu stammen. Bei der Fertigstellung ihrer großformatigen Werke wird Sheila Hicks von einem Team von Assistenten unterstützt.
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In vier Ausstellungsräumen sind Arbeiten aus den unterschiedlichsten Schaffensperioden der Künstlerin ausgestellt. Sheila Hicks hat selbst die Installation ihrer Arbeiten betreut.
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Gleich ins Auge stechen eine hängende Installation aus dicken naturfarbenen Garnsträngen, die mit farbig glänzendem Garn umwickelt sind, und eine Installation aus umwickelten flexiblen „Rastalocken“ mit dicken Garnknäueln zu Füßen.
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Bemerkenswert finde ich zwei Arbeiten, die „lediglich“ aus straff gespannt Fäden bestehen. Bei der weiß/blauen Arbeit wandert der Farbverlauf von weiß nach blau und dann zurück nach weiß. Die Fänden sind dicht und mehrlagig gespannt, die Fadenschicht ist etwa einen halben Zentimeter dick. Dadurch gewinnt die Arbeit räumliche Tiefe und Struktur.
Sehr bekannt sind Sheila Hicks „Minimes“, sehr kleine Arbeiten, wie z.B. Geertje Jacobs Lieblingsstück: ein Webstück, auf das kleine umwickelte Kissen aufgebracht sind. Diese umwickelten Kissen kennt man von Sheila Hicks gut. Sie verschenkt ähnliche Kissen an ihre Freunde. Mehrere solcher „Trésors“ für ihre Freunde sind als Leihgaben in einer Vitrine zu sehen. Sheila Hicks umwickelt dabei persönliche Kleidungsstücke, die dann in der Umwicklung versteckt sind.
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Ein riesiger Teppich, der an der Wand aufgehängt ist und zum guten Teil auch auf dem Boden liegt, wurde in Antigua, Guatemala, von einheimischen WeberInnen auf der Grundlage eines „Minime“ von Sheila Hicks herstellt.
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In einem besonderen Raum sind Bücher und Schriftstücke aus Sheila Hicks Leben ausgestellt, darunter das Buch „Weaving as a Metaphor“. 2006 wurde das dicke weiße Buch auf der Leipziger Buchmesse zum „Schönsten Buch der Welt“ gewählt. Es ist inzwischen nur noch für ein halbes Vermögen erhältlich.
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Hier zwei der Kunstwerke, die Sheila Hicks „Minimes“ nennt: sehr kleine Webstücke.
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Das ganze Gegenstück ein riesiger Wandteppich mit dem Titel „Champ ensoleillé balayé par le vent“ (sonnenbeschienenes Feld, vom Wind zerzaust).
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Zu guter Letzt Sheila Hicks inmitten ihrer Installation „Pillar in Inquiry“.
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Dem Museum und natürlich Sheila Hicks kann man für diese großartige Ausstellung nur gratulieren.