Reportagen

Reportage über das Carrefour Européen du Patchwork, Teil 2

Meinen zweiten Teil der Reportage über das Carrefour Européen du Patchwork möchte ich mit der Künstlerin beginnen, deren Werk Sie oben im Kopf sehen: Inmaculada Gabaldon. Nein, sie ist nicht verwandt mit der berühmten Schriftstellerin Diana Gabaldon. Das Werk trägt den Titel: „Alle verschieden“. Sie arbeitet ihre Quilts auf der Grundlage von Fotos, die sie selbst aufgenommen hat. Viele ihrer Stoffe färbt sie selber, damit sie genau die gewünschten Farbtöne erzielt.

Marijke van Welzens farbenfrohe Mäntel erzählen Geschichten. Ausgangpunkt können ein Märchen, ein Land, Flora und Fauna oder auch ein bestimmtes Stück Stoff oder eine Farbe sein. Sie schafft tragbare Kunst unter Verwendung von Techniken, die sie über die Jahre selbst entwickelt hat. Ihre bevorzugte Technik ist die textile Collage. Damit kombiniert sie Nadelfilz und verschiedene Drucktechniken.

Das Thema des diesjährigen Wettbwerbs des Carrefour war „Tribus“, zu Deutsch „Stämme“.  Aufgabe war es, das Wesen von Gemeinschaft, Familie und Tradition zu erforschen. Die Künstlerinnen waren aufgefordert, in das kulturelle Erbe von Stämmen aus aller Welt einzutauchen, von den Indianern der Great Plains bis zu den Quechuas und den Inuit. 30 Arbeiten wurden ausgewählt und ausgestellt. Ich wüsste ja gern, wieviele Arbeiten insgesamt eingereicht wurden. Das Thema des Wettbewerbs im nächsten Jahr ist „Ocean“.

Die Arbeiten von Bara Bartosova gefielen mir besonders gut. Das erste Werk zeigt Dantes sieben Kreise der Hölle, wobei der unterste Kreis den Verrätern vorbehalten ist. Auch die Fische mochte ich gern. In welchem Meer sie sie wohl gesehen hat?

Bevery Smiths Quiltserie „Last Seen Wearing“ würdigt ihre Vorfahren, indem sie deren Namen nennt. Inspiriert wurde dieses Werk durch mehr als 900 Vermisstenanzeigen, die Afroamerikaner während des amerikanischen Bürgerkriegs in den 1860er Jahren in Zeitungen aufgegeben haben. „Last Seen Wearing“ erzählt die qualvolle Geschichte der Familien, die damals auseinandergerissen wurden, als die Sklaven in Auktionshäusern an den Meistbietenden verkauft wurden. Beverlys Quilts wurden aus ehemaligen Mehlsäcken der 1930er Jahren genäht. Im Süden Amerikas trugen die Familien während der schweren Wirtschaftskrise de 1930er Jahren Kleider aus Mehlsäcken.

Besonders gut gefällt mir aber das Bild von der offensichtlich sehr eingebildeten Dame mit dem Kuchen in der Hand.

Lauren Austin ist eine afroamerikanische Künstlerin mit über 30 Jahren Erfahrung in der Erstellung von Kunstquilts. Sie verwendet Holzschnitte und lithografische Drucke, Stofffärbungen und Malerei, um Porträts aus dem Leben und der Arbeit von Afroamerikanern zu schaffen. Lauren verwendet Farbe, skulpturale Effekte, die in 3D genäht werden, sowie Gemälde und Skizzen aus Perlen und Fäden, um ihre Werke zum Leben zu erwecken.

Zu guter Letzt noch Bilder von traditionellen Quilts. Diese drei wurden von der Gruppe „Les Filles du Mardi“ (die Dienstagsmädchen) geschaffen. Die Frauen verwenden traditionelle Muster, arbeiten auf der Grundlage von Designs, die von alten Quilts inspiriert sind, oder entwerfen eigene Stücke, die Wurzeln in alten Traditionen haben. An der Entstehung des Quilts „Tuesday’s Child“ haben sich alle Frauen der Gruppe beteiligt, er wurde spezielle für diese Ausstellung geschaffen.

Quilt en rêve“ ist ein Verein, in dem sich Liebhaberinnen und Liebhaber alter englischer, holländischer und amerikanischer Quilts zusammengeschlossen haben. Einige von ihnen quilten bereits seit über 30 Jahren und legen großen Wert auf die Geschichte der Quilts, die Liebe zum Detail, die Auswahl der Stoffe sowie auf Handarbeit.