Portraits & Interviews

Upcycling vom Feinsten: Interview mit Sabine Denz

Sabine Denz habe ich auf einem Kunsthandwerkermarkt in der Illenau in Achern getroffen, wo sie vor einem faszinierten Publikum Papiere faltete und zusammensteckte. Lange Streifen aus vielen gefalteten Papieren wurden dann zu schicken Taschen. Ich wollte mehr über sie und ihre Arbeiten wissen.

Wo sind Sie aufgewachsen und wo leben Sie zurzeit?

Ich bin in der Ortenau geboren und lebe immer noch hier. Während meiner Ausbildung wohnte ich zeitweise in Furtwangen, Villingen-Schwenningen und in Freiburg.

Sie arbeiten als Lehrerin?

Ich wollte schon immer „Handarbeitslehrerin“ werden. Zudem hatte ich in der Grundschule eine großartige Handarbeitslehrerin, an die ich mich gerne erinnere. Ich arbeite als technische Lehrerin an einer beruflichen Schule und unterrichte unter anderem die Fächer Textilarbeit und Kreatives Werken.

Haben Sie auch eine textile/kunsthandwerkliche Ausbildung?

Wahrscheinlich wurde mir mein handwerkliches Geschick schon in die Wiege gelegt. Meine Mutter hatte ein Handarbeitsgeschäft, meine Oma war Damenschneiderin und so kam ich schon früh mit den unterschiedlichsten kreativen handwerklichen Techniken in Berührung. Ich habe alle möglichen Techniken ausprobiert und viele Seminare und Weiterbildungen besucht.

Sie flechten aus den unterschiedlichsten Materialien Taschen. Was hat Sie auf die Idee gebracht?

Ich habe mit meinen Schülerinnen zum Thema Nachhaltigkeit ein Upcycling-Projekt gestartet. Wir haben Taschen aus Verpackungsmaterial (Capri-Sonne, Tetra-Pack und leeren Kaffeetüten) hergestellt. Danach hat mich das Thema Upcycling nicht mehr losgelassen. Im Internet stieß ich auf die Technik Candy-Wrapper, die auf eine alte Falttechnik der Maya zurückgehen soll.

Wie würden Sie die Technik nennen, die Sie verwenden?

Für eine Tasche muss ich das Material zuschneiden, falten, flechten, von Hand zusammennähen, den Reißverschluss einnähen und die Taschengurte anbringen. Ein großer Teil der Arbeit ist eine spezielle Flechttechnik, deshalb habe ich mich für Flecht-Taschen entschieden.

Was für Materialien verwenden Sie?

Mich beschäftigte schon seit langer Zeit, wie maßlos mit Materialien und Rohstoffen umgegangen wird. Verpackungsmaterial wird nur zum Zweck hergestellt, um nach der Benutzung wieder weggeschmissen zu werden. Dafür sind mir einige Verpackungsmaterialien nicht nur zu schade, sondern auch zu dekorativ. Ich verwende nicht nur Kaffeetüten, Chipstüten oder Schokoladenpapier. Auch alte Zeitschriften, Kataloge, alte Notenblätter oder Bücher sind mein Ausgangsmaterial.

War es ein großer Schritt einen Shop im Netz zu eröffnen?

Ja, das war ein riesengroßer Schritt. Ich bin über Sabine‘s Flecht-Taschen auf Facebook, Instagram und auf meiner eigenen Website im Netz präsent.

Gehen Sie gern auf Messen in der Region?

Sehr gerne. Es ist einfach schön mit den unterschiedlichsten Menschen in Kontakt zu kommen und mit Gleichgesinnten Erfahrungen auszutauschen. Viele neue Ideen entstehen auch in solchen Gesprächen. Vor allem erhalte ich auch Bestätigung für meine Arbeit. Oft höre ich folgende Aussagen: „Das habe ich noch nie gesehen“, „Was man aus Abfall so alles machen kann“, „Ich werfe das in den Müll“, „Da brauchen Sie aber Geduld“ oder „Das sieht ja toll aus“!