Portraits & Interviews

Interview mit der Textilkünstlerin Konnie Keller

Konnie Keller hatte im April 2023 eine Ausstellung bei der Nadelwelt in Karlsruhe. Leider konnte ich nicht selbst hinfahren, habe aber Bilder bekommen, die mich direkt an die Ausstellung „Wert und Wandel der Korallen“ in Baden-Baden im Februar 2022 denken ließen. Ich wollte mehr über die Künstlerin wissen und habe sie interviewt.

Haben textile Arbeiten Sie schon in Kindertagen fasziniert?

Ja, unbedingt. Textiles Arbeiten ist eng mit meiner Kindheit verbunden: Meine Oma väterlicherseits war Putzmacherin. Bei ihr konnte ich vieles über Nähen lernen, sie hat meiner Schwester und mir Kleider geschneidert. Meine Oma mütterlicherseits hat mir Stricken und Häkeln beigebracht, als ich krank war. Der Umgang mit Stoffen, Nadel und Faden gehörte sozusagen zum täglichen Leben von Frauen. Das ist heute nicht mehr so.

Haben Sie eine textile Ausbildung?

Nein. Es gibt keine Ausbildung, die über das Erlernen von textilen Arbeitsformen, wie oben beschrieben, hinausgeht. Allerdings habe ich ein Studium der Kunsterziehung abgeschlossen und mich, seitdem ich mich mit Malerei beschäftige, in Gestaltung- und Kompositionskriterien fortgebildet. Es ist also eher eine Ausbildung auf künstlerischer Ebene, die jetzt bei meinen Textilobjekten mit einfließt.

Welche textile Ausdrucksformen bevorzugen Sie?

Wenn ich Sie richtig verstehe, dann möchte ich Ihnen antworten: Es geht mir immer um eine künstlerische Ausdrucksform. Das gilt für das Häkeln genauso wie für die Malerei. Ich bin froh, dass bei mir beide Ausdrucksformen nebeneinander bestehen können, wobei die Malerei nicht so tief mit mir verwurzelt ist wie textile Handarbeiten. Das liegt daran, dass es da seit den Kindertagen fast immer eine Betätigung im Alltag gegeben hat.

Wie lange hat es gedauert, Ihren besonderen Stil zu entwickeln?

Hm, das ist schwer zu sagen. Mit Häkelkunst beschäftige ich mich jetzt ca. eineinhalb Jahre. Das große WALDSTÜCK 1 ist mein erstes Objekt.

2022 habe ich die Ausstellung „Wert und Wandel der Korallen“ im Museum Frieder Burda in Baden-Baden gesehen. Haben Sie sich daran beteiligt?

Ja, ich habe mehrere kleine Korallen-Häkelobjekte eingeschickt. Ich hatte erst im Oktober davon gehört und es war nicht mehr viel Zeit, um größer zu experimentieren. Ich habe mir dann zusammen mit den beiden Freundinnen, die ebenfalls mitgemacht haben, auch die Ausstellung angesehen. Ich fand sie überwältigend! Es war einfach großartig, diese vielen textilen Teile zu einem großen gehäkelten Riff vereinigt zu sehen. Das Mitmachen und das Endergebnis zu sehen hat mich so sehr begeistert, dass ich gerne in dieser Technik weiterarbeiten wollte. Allerdings wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht, in welche Richtung das gehen sollte. Korallen sind im Rhein/Main Gebiet, wo ich wohne, kein Thema. Ich wollte gerne ein Thema finden, das mir näher lag.
In dieser Zeit gab es auch einen Ausstellungstermin zum Thema Natur unter dem Titel WALDBLICKE hier in meiner heimatlichen Galerie Alter Bahnhof, bei der ich mit ausstellen wollte. Ich habe mich dann gegen die Malerei und für ein Häkelobjekt entschieden und habe damit den Startschuss für WALDSTÜCK 1 gelegt. Die Eindrücke der Korallenausstellung haben mir dann den letzten Kick zur Fertigstellung meines eigenen Objektes gegeben. Ich habe es am 1. April 2022 in der Ausstellung gezeigt.

Arbeiten Sie gern zu bestimmten Themen? Haben Ihre Arbeiten eine Botschaft?

Ich werde weiterhin zum Thema Wald arbeiten. Der Wald ist ebenso ein bedrohtes Ökosystem wie die Korallenbänke. Je mehr Bewusstsein wir von der Notwendigkeit einer intakten Natur haben, um so besser. Der Wald beginnt hier fast vor meiner Haustür und ich bin von seiner Stille und Würde fasziniert.
Mit meinen Objekten möchte ich den Wald würdigen. Der Wald ist die grüne Lunge der Erde. Wir brauchen ihn am dringendsten, um unsere Luft zu reinigen, CO2 zu binden. Ich möchte über die künstlerisch ästhetische Dimension der WALDSTÜCKE auf die Schönheit und Bedrohung unserer Wälder aufmerksam machen. Ich würde mich freuen, wenn ich bei den Menschen, die sie sehen, einen Prozess der Bewusstwerdung in Gang setzten kann.

Darüber hinaus bin ich sehr stolz darauf, dass es mir gelungen ist, diese künstlerische Form für Wald zu finden. Sie ist zu 100% eine traditionelle textile Kulturtechnik von Frauen („Handarbeit“) und sie ist zu 100% weiblich.

Wie arbeiten Sie? Könnten Sie anhand eines Werkes die Arbeit vom Entwurf bis zum fertigen Werk beschreiben?

Ich habe meistens eine grobe Vorstellung im Kopf, was ich machen möchte. Bei WALDSTÜCK 1 wollte ich ein freistehendes Objekt auf einer runden Plattform. Es sollten ein Baumstumpf oder ein Stück Baum dabei sein und die dazugehörigen Moose und Kleinpflanzen. Ich habe eine Anzahl von Kleinpflanzen und auch Pilzen gehäkelt und dann den Aufbau des Baumstückes begonnen. Daraus ergaben sich wieder neue Ideen und Möglichkeiten, aber auch Schwierigkeiten in der Gestaltung, die gelöst werden wollten. Der Wald ist nun mal kein Korallenriff. Letztendlich kann ich mich dem Prozess der Gestaltung anvertrauen, der mir neue Ideen schenkt, so dass ich ganz gezielt Pflanzen und Flechten etc. kreiert habe, um die Arbeit fertig zu stellen.

 

Was inspiriert Sie?

Die Natur ist, wie könnte es anders sein, meine größte Inspiration. Die Natur ist Schönheit und Fülle, das kann mich und viele Menschen berühren.

Die Fotos stammen von der Künstlerin.
Konnie Keller — www.konniekeller.de – –

Hier auch noch ein Plakat zu Ihren Arbeiten zum Herunterladen.