Reportagen

Reportage über das Carrefour Européen du Patchwork 2022, Teil 1

Ich war sehr gespannt auf die Ausstellungen im Silbertal. Angekündigt waren neben Werken aus ganz Europa die Arbeiten von Textilkünstlerinnen aus Argentinien, Chile, Mexiko, Guatemala, Costa Rica und Panama, die ich noch nie gesehen hatte.

Auf nach Lateiamerika, hier Priscilla Bianchi aus Guatemala. Die Künstlerin sah gleich, dass ich eine Tasche aus einem guatemaltekischen Stoff umhängen hatte. Die von ihr gezeigten bestickten Blusen und ihre Kunstquilts sind allerdings viel farbenfroher.

Ein wenig gruselig sind die Catrinas der East Los Angeles Stitchers aus Mexiko und den USA. Eine der Künstlerinnen erzählte mir, die Frauen der Gruppe stammten in der zweiten oder dritten Generation aus Mexiko und versuchten, sich auf ihr textiles und künstlerisches Erbe zu besinnen. Bei den Catrinas geht es um den mexikanischen Dia de los Muertes, den Tag der Toten.  Im Laufe der Zeit ist die Catrina zu einem Symbol für den Tag der Toten geworden. Das Lächeln, die lustigen Posen und die farbenfrohen Kostüme zeugen von der Akzeptanz dieses Übergangs zu einem besseren Ort und von der Freude, die Seelen geliebter Menschen, die für ein paar Tage zurückkehren, willkommen zu heißen.

Genevieve Guadalupe stammt aus Mexiko. Sie kombiniert bei ihren Arbeiten Patchwork und das Holzstich genannte Holzdruckverfahren. Nach dem Bedrucken quiltet sie ihr Werk. Ihr fünfteiliges Werk „Abedules“ hat mich besonders beeindruckt. Durch die Art der Hängung meint man, in einen Wald zu sehen.

Das Werk im Kopf der Seite ist von Carolina Oneto aus Chile. Es trägt den Titel „Watercolor II“.  Zu ihrem Werk „One in every four“ erläutert sie: „In Lateinamerika leben 104 Millionen Menschen in informellen Siedlungen. Einer von vier Stadtbewohnern ist arm und ausgegrenzt.“ Nach Alejandra Apablaza, einer Autorin und Artdirektorin, ist „Carolina Onetos Arbeit … eine Reise durch die Farbe, zum Rhythmus von Kurven, Improvisation und Mathematik“.

Cecilia Koppmann stammt aus Argentinien. Für sie ist das Färben von Stoffen der erste Schritt in ihrem kreativen Prozess. Dann schneidet und sortiert sie, entscheidet sich um, trennt und näht auf improvisierte Weise. Von da an geht sie lagsamer vor. Sie legt, legt neu und dreht die Stücke, bis sie zufrieden ist.

Yvette Campos-Kratzeisen erzählt Geschichten nicht mit Worten, sondern mit Fäden. Bei ihren Begegnungen mit Menschen aus allen Ecken der Welt kreuzte ihr Weg den der Weber der Anden, denn das Weben ist ihre erste Leidenschaft. Sie erforscht die unzähligen Ausdrucksmöglichkeiten, die die überlieferten Techniken bieten, durch die mit sehr einfachen technischen Mitteln sehr komplexe Werke geschaffen werden können. Sie fühlt sich verbunden mit den Maya-, Inka-, Quechua-, Yanesha-Indianern des peruanischen Amazonas, den Wayuu in Kolumbien, den Mapuches in Chile und Argentinien. Sie zeigt ihr Know-how gern auf ihren nomadischen Webstühlen.

Schließen möchte ich diesen ersten Teil mit Catherine Legrand, die Vielen durch ihre Bücher bekannt sein dürfte, darunter „Die wunderbare Welt der Stoffe“ und „Indigo“. Aus Vietnam, aus Japan, aus Indien, aus Lateinamerika, aus Afrika und aus Japan stammen die alten Textilien, die sie präsentiert hat.

Teil 2 meiner Reportage folgt in wenigen Tagen.