Reportagen

Online-Ausstellungen in aller Welt

Hoffentlich dürfen die Museen in Deutschland bald wieder öffnen. Während wir warten, können wir aber in aller Welt am Bildschirm ins Museum gehen. Die Ausstellungen sind in manchen Fällen sehr gut gemacht, es gibt zu jedem Stück ausführliche Erklärungen, man kann sich die Werke teilweise stark vergrößern und die kleinsten Details bewundern.

Google Arts & Culture bietet eine lange Liste von Museen in aller Welt, die online Werke zeigen: zum Beispiel das MoMA in New York, die Uffizien in Florenz, das Rijksmuseum in Amsterdam, das National Museum in Delhi, Indien, das Pergamonmuseum in Berlin …

Vier Museen habe ich gefunden, die wunderbare textile Schätze anbieten.

Das ist das Museo Frida Kahlo in Mexiko City mit der Ausstellung „Mehr Schein als Sein – Frida Kahlos Kleiderschrank“ mit Bildern nicht nur von ihren farbenfrohen Kleidern, sondern auch von ihren orthopädischen Gegenständen. Schön, dass hier die Erläuterungen in deutscher Sprache sind.

In Deutsch kann man lesen:

„Es schien, dass es kaum mehr etwas über Frida Kahlo zu sagen oder zu lernen gab, als im April 2004 ihr Kleiderschrank hier in La Casa Azul entdeckt wurde. Im oberen Teil des Hauses, in dem weiß gefliesten Badezimmer neben dem Zimmer der Künstlerin, waren ihr Kleiderschrank und persönliche Gegenstände seit mehr als 50 Jahren auf besonderen Wunsch ihres Mannes, des mexikanischen Muralisten Diego Rivera, und später von ihrer Förderin und Freundin Dolores Olmedo aufbewahrt worden. Es wurden rund 300 traditionelle und nicht-traditionelle Kleidungsstücke, Schmuck, Medikamente und orthopädische Vorrichtungen entdeckt.“

Wenn man sich durch die Ausstellung klickt, werden auch immer wieder schöne textile Details groß und scharf gezeigt.

„Die Verzierung des Tehuana-Kleides ist am oberen Teil des Körpers zentriert. Kettenstichblusen, Blüten, hochdekorierte Schmuckstücke, Ohrringe, Halsketten und Ringe konzentrieren sich immer vom Torso aufwärts und zwingen den Betrachter dazu, sich auf den Oberkörper von Frida zu konzentrieren und ihr die Möglichkeit zu geben, sich selbst zu bearbeiten und zu fragmentieren und den Betrachter von ihren Beinen und dem unteren Teil ihres Körpers abzulenken. Dank der geometrischen, kurzen, quadratischen Konstruktion half ihr die Huipil größer zu wirken und wenn sie saß, konnte der Stoff sich nicht um ihre Taille aufbauschen, wodurch sie Unbehagen oder Aufmerksamkeit auf sich vermied.“

Das National Museum in Delhi zeigt die Ausstellung „nauras-the-many-arts-of-the-deccan„. Die Texte sind in englischer Sprache

Die Ausstellung, die in Delhi vom 27. Januar bis 30 April 2015 zu sehen war, feierte die reichen Künste und zusammengesetzten Kulturen der Deccani-Sultanate, die auf der indischen Halbinsel vom 15. bis zum 18. Jahrhundert florierten.

Dieses Kalamkari, eine Malerei auf Baumwolle, wird in allen Details beschrieben und es wird immer wieder auf neue Einzelheiten hingewiesen. Es ist eine seltene erhaltene figurative Malerei aus dem siebzehnten Jahrhundert in der Region Golconda und gehört zu den feinsten und komplexesten Gemälden dieser Zeit. Es zeigt eine höfische Szene mit einer Versammlung von Figuren aus den vier Ecken der Welt. In der Mitte befindet sich ein fantastischer, mehrstöckiger Palast, der ein Gebäude oder ein Zelt sein könnte. Ein Sultan, gekleidet in persischer Tracht, lehnt sich in der zentralen Kammer gegen ein Kissen, während eine Frau ihm Wein serviert. Während ihr Kostüm persisch ist, ist der Hut, den sie trägt, im europäischen Stil gehalten.

Dieser große Tempelbehang, der ein Ramayana-Thema illustriert, ist mit einer Länge von fast vierzig Fuß ein bedeutendes Beispiel für Stickerei aus Südindien. Die sieben großen Paneele dieses Wandbehangs zeigen die Krönung von Rama, die von Brahma, Indra und Nayaka-Herrschern oder lokalen Häuptlingen bezeugt wird. Dieses außergewöhnliche Textil ist eine der großartigsten erhaltenen historischen Stickereien Indiens.

Auch dieses textile Meisterwerk, ein so genanntes Qanat, das heißt eine Zeltwand mit fünf Platten, wird wieder in allen Einzelheiten erklärt. Die ausgedehnten Militärkampagnen bedeuteten, dass die Soldaten eine beträchtliche Zeit im Lager verbrachten.

Die Qanats der königlichen Zelte waren aufwändig verziert. Sie konnten bemalt, bedruckt oder bestickt sein und hatten meist eine Form von floralen Mustern.

Dieses Qanat ist eine Meisterleistung der Malerei im Kalamkari-Stil. Seine fünf Tafeln sind bevölkert mit Tieren, Vögeln, Fabelwesen sowie Bäumen, Blumen und Früchten in einer schillernd komplexen Komposition. Die zentrale Tafel stellt einen mythischen zweiköpfigen Vogel, den Gandabherunda, dar.

Diese kleine rechteckige Baumwolldecke, ein Thalposh, ist ein schönes Beispiel für handbemaltes Kalamkari aus dem 18. Jahrhundert. Die vier Eckmotive und sechs längliche Buta-Motive an den Rändern scheinen alle auf das große zentrale Medaillon zu zeigen, das die gesamte Komposition dominiert. Jedes dieser Motive vermengt Blumen und Schlingpflanzen mit Vögeln, die geschickt in das Gesamtmuster eingearbeitet wurden.

Die Vögel des zentralen Medaillons sind besonders interessant, da der Vogel im Herzen dieses Medaillons ein Truthahn zu sein scheint, der sein Gefieder zur Schau stellt. Handbemalte Kalamkaris wie dieses sind seltener als blockgedruckte Kalamkaris.

Die Färber der Deccani besaßen Geheimrezepte für leuchtende Rot-, Blau- und Grüntöne, die farbecht blieben. Als Schiffe diese farbenfrohen Textilien im 17. Jahrhundert zu neuen Märkten brachten, wuchs die Nachfrage in rasantem Tempo. Schon bald konnten die Kalamkari-Produzenten die Nachfrage nicht mehr mit dem mühsamen Prozess des Handzeichnens befriedigen und gingen stattdessen zum Blockdruck über.

Das dritte Museum, das mir aufgefallen ist, ist das Museo Mario Testino in Lima, Peru. Da werden de schönsten Trachten gezeigt und das Wunderbarste ist, dass man die Bilder stark vergrößern und alle Einzelheiten ganz scharf betrachten kann.

Alta Moda ist eine Serie von Porträts von Mario Testino, die Peruaner aus den hohen Bergen um Cusco in traditioneller peruanischer Tracht zeigen. Alta Moda wurde erstmals im MATE – Museo Mario Testino im April 2013 ausgestellt.

Hier wird nicht zur rechten Seite hin geblättert, sondern nach unten gescrollt. Der Originaltext ist in englischer Sprache, Google bietet aber sofort eine Übersetzung an und die ist durchaus ordentlich.

Zu diesem Kostüm gibt es einen flachen rechteckigen Hut aus Wolle, die mit einem seitlich genähten, plissierten, gemusterten Band verziert ist.

Die rote Chaqueta (Jacke), die schwarze Pollera (Rock) und die lange blaue Lliklla (Schal) bestehen aus handgewebtem Wolltuch und sind maschinell mit geometrischen Mustern und Blumen bestickt. In ihren Händen tragen sie T’ika Warakas, die aus farbigen Wollpompons oder Blumen bestehen und in einigen Tänzen als Accessoire verwendet werden.

Die Kostüme der drei Männer bestehen aus einem flachen Hut, an der Wollbänder wie dünne Zöpfe hängen, und einem kurzen Poncho, der reich mit präkolumbianischen geometrischen Symbolen verziert ist, ein typisches Muster in diesen Gemeinden. An den Armen wird weißer Stoff, normalerweise Leinwand, getragen, der die Flügel des Vogels darstellt und beim Drehen der Tänzer herausfliegt.

Zurück nach Europa: Im Muzeul Național al Țăranului Român, dem Museum des rumänischen Bauern, ist die Ausstellung „The Romanian Body-Coat“ zu sehen.

Die Frauenbluse aus Hunedoara (Pădureni, Hațeg) hatte eine Blende und gefaltete Ärmel. Sie wurde mit schwarzem selbstgesponnenem Katrinca getragen, in zwei oder vier Fäden. Über der Bluse wurden kompakte, mehrfarbige Westen getragen. Über den Hüften wurden Metallverzierungen aus Münzen, Ringen und Schlüsseln getragen, die an Ketten aufgefädelt waren.

Der Năsăud-Cojoc ist an seiner charakteristischen feuerroten Stickerei sowie an den ornamentalen Quasten zu erkennen. Die hängenden Quasten – manchmal in zu dichten Fransen – verbergen jedoch eine Dekoration voller Überraschungen: polychromatische Stickereien und insbesondere Applikationen aus weißem Leder, die mit weißem Garn von erlesener Kunstfertigkeit gestickt sind. Spezifisch für Năsăud ist die Seidenstickerei, rot für Frauen, die stark floral gestaltet ist, angeordnet in Sträußen und Kränzen in vorgegebenen Bereichen, mit Zwischenräumen.

In einer zweiten Ausstellung desselben Museums sind neben Trachten auch Teppiche wie dieser zu sehen.

In der Literatur ist er bekannt als der Teppich der „Frau mit dem Krinolinenrock“. Er wurde in einer Klosterwerkstatt gewebt, aus mit Naturfarben gefärbter Wolle. Ein solcher Teppich war das „piece de resistance“, einer Mitgift und ein Beweis für den sozialen Status des Mädchens.