Reportagen

Kunst und weibliche Selbstermächtigung: die Künstlerin Hellen Nabukenya in der Kunsthalle Erfurt

Nach der sehr erfolgreichen Ausstellung der jungen Leipziger Künstlerin Luise von Rohden, zeigt der Erfurter Kunstverein eine zweite Ausstellung in seinem 30. Jubiläumsjahr: Unter dem Titel TUWAYE – LET’S TALK präsentiert der Verein die Künstlerin Hellen Nabukenya aus Uganda. Die multimediale Ausstellung lädt zum Fühlen, Hören und Sehen ein: riesige Teppiche, Hörstationen und ein Film entführen in die ferne Lebensrealität Afrikas, in der Frauen um Selbstbestimmung und einen eigenen Broterwerb kämpfen. Ausstellungsort ist der Renaissancesaal der Kunsthalle Erfurt, zu sehen ist die Werkschau vom 14.08. bis 18.10.2020. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Thüringer Landtagsabgeordneten Laura Wahl, Sprecherin für Frauen und Gleichstellung, Bündnis 90/Die Grünen.

Die Arbeiten von Hellen Nabukenya (geb. 1983 in Jinja, Uganda) bewegen sich an der Grenze von Kunst und Kunsthandwerk. Die junge Künstlerin fertigt ihre teils monumentalen Werke aus einheimischen, landestypischen Stoffen (zum Teil Alttextilien). Es entstehen Collagen aus wild gesetzten geometrischen Formen. Im Umgang mit den verschiedenen Materialien der Textilien kommen zugleich unterschiedliche handwerkliche Techniken zum Einsatz: Die vielfarbigen Versatzstücke werden durch Flechten, Knüpfen, Sticken und Nähen zu bunt schimmernden Meeren aus Stoff oder riesigen Wandbehängen und Teppichen.

Neben den ästhetischen Qualitäten bestechen die Arbeiten von Hellen Nabukenya besonders durch ihre sozio-ökonomische Dimension im Entstehungsprozess. Für Installationen wie Gyetuva (woher wir kommen) [Abb.], arbeitete sie mit Frauen aus Kayamandi, einem südafrikanischen Township, zusammen. Ziel dieser partizipativen Arbeitsweise ist es, eine sozial emanzipatorische Wirkung zu entfalten, indem die involvierten Frauen durch das Erlernen von handwerklichen Fähigkeiten anschließend befähigt sind, eigenständig einen Gelderwerb auszuüben. Eine weitere Komponente der Installation sind mehrere Hörstationen, über die die beteiligten Frauen selbst zu Wort kommen.

Die während der Arbeit geführten Gespräche der Näherinnen wurden aufgezeichnet. Angelehnt an die Arbeitssituation der Frauen während des Nähens, können die Besucher_innen auf den Teppichen Platz nehmen und sich diese sehr persönlichen Lebensgeschichten anhören, die sprichwörtlich in die Textilarbeiten „eingewoben“ zu sein scheinen.

Ein Film von Matthias Körner eröffnet eine weitere Perspektive auf das ferne Uganda. Er begleitete mit seiner Kamera eine Frau mit ihren Kindern und lässt uns so ein Stück teilhaben am Alltag in einer fremden Kultur.

Der frisch sanierte Renaissancesaal der Kunsthalle Erfurt ist der passende Ort für eine solche Ausstellung, die eine abgeschlossene, intime Atmosphäre benötigt. Es entsteht ein wunderbarer Ort fern jeder Förmlichkeit, um miteinander ins Gespräch zu kommen; frei nach dem Motto: TUWAYE – Let’s talk.

Die Ausstellung ist eine Kooperation des Erfurter Kunstvereins e.V. und der Kunsthalle Erfurt. Sie wird gefördert von der Stadtverwaltung Erfurt, der Sparkasse Mittelthüringen und der Kulturstiftung Thüringen.

Die Ausstellung HELLEN NABUKENYA. TUWAYE – LET’S TALK wurde vom Brandenburgischen Landesmuseum für moderne Kunst produziert. Wir freuen uns, dass trotz der Corona-Krise die Ausstellung präsentiert werden kann. Aufgrund der aktuellen Auflagen sind Rahmenveranstaltungen rund um die Ausstellung noch ungewiss. Wir bitten um Ihr Verständnis. Über Änderungen werden wir Sie informieren.

Ausstellung:
HELLEN NABUKENYA. TUWAYE – LET’S TALK
14.08. – 18.10.2020
Öffnungszeiten:
Di – So 11 – 18 Uhr, Do 11 – 22 Uhr
Adresse:
Kunsthalle Erfurt
Fischmarkt 7
99084 Erfurt
www.erfurter-kunstverein.de
www.kunstmuseen-erfurt.de

Text: Pressemitteilung der Erfurter Kunstvereins
Bild im Titel: Foto Wasswa Donald August