Von der Vatnsdæla Saga Tapestry habe ich aus der Zeitschrift Surface Design erfahren. Ich habe die Initiatorin Jóhanna E. Pálmadóttir gefragt, was es damit auf sich hat.
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Erzählen Sie mir etwas über sich, sind Sie eine Textilkünstlerin?
Ich sehe mich wirklich nicht als Künstlerin, eher als Handarbeitslehrerin und Autorin von Strick- und Stickanleitungen. Ich habe eine Ausbildung am Håndarbejdes Fremme Seminarium in Dänemark gemacht. Dort habe ich zum ersten Mal von dem Teppich von Bayeux in Frankreich erfahren. Seitdem fasziniert mich das.
Ich interessiere mich besondres für Stickerei, Weben und Stricken. Ich habe sehr viele Anleitungen für Zeitschriften in Island und Dänemark verfasst. Ich bin außerdem Schafzüchterin und habe an der Isländischen Universität für Landwirtschaft Kurse über die Besonderheiten von und die Arbeit mit isländischer Wolle gegeben. Seit 2011 bin ich die Leiterin des Isländischen Textilzentrums in Blönduós. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder.
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Wie ist die Idee zu diesem Projekt entstanden?
Als ich 2008 50 Jahre alt wurde, wurde mir klar, dass ich mich mehr auf textile Projekte konzentrieren wollte. Seit Kindertagen habe ich mich für Stricken und Sticken begeistert. Ich hatte immer auf die eine oder andere Weise mit Textilien zu tun. Ich war in den vergangegen Jahren in verschiedenen Gremien vertreten, die Zuschüsse vergeben, und habe 1992 die Ullarselið Kunst- und Kunsthandwerksgalerie in Hvanneyri gegründet. Und ich wollte etwas Neues und Innovatives ausprobieren. Mit fiel der Teppich von Bayeux ein und ich habe beschlossen, in Island ein ähnliches Projekt mit einer isländischen Saga zu starten.
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Zwischen 2008 und 2010 habe ich eine Reihe möglicher Mitarbeiter angesprochen und positives Feedback bekommen. 2010 kontaktierte ich die Isländische Schule für Kunst und Design (Listaháskóla) wegen einer Zusammenarbeit. Sie waren einverstanden und beschlossen, das Projekt in ihren Lehrplan für 2011 aufzunehmen. Die Dozentin Kristín Ragna Gunnarsdóttir hat gemeinsam mit 22 StudentInnen, die im zweiten Jahr Architektur und Design studieren, die Zeichnungen entworfen.
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Das Projekt Vatnsdæla Saga Tapestry begann formell am 16. Juli 2011. Die ersten beiden Stiche kamne von Vigdís Ágústsdóttir und Ingimundur Sigfússon. Vigdís ist jetzt im Ruhestand, war davor aber Bäuerin in Hóf im Vatnsdalur-Tal, wo der Bauernhof liegt, auf dem Ingrimundur der Alte lebte. Ihren Vornamen erhielt sie zu Ehren von Vigdís Þorisdóttir, Ingimundurs Frau. Ingimundur Sigfússon ist ein ehemaliger Botschafter Islands und besitzt einen Pferdehof in Þingeyra in der Nähe der Þingeyra-Kirche, wo einst das erste isländische Kloster stand. Das Kloster existierte zwischen 1133 und 1580. In diesem Kloster soll die Vatnsdæla Saga 1270 geschrieben worden sein.
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Wer stickt?
Jeder kann teilnehmen. Es gibt Öffnungszeiten im Sommer, zu denen Besucher kommen und mitmachen können. Es ist immer eine Lehrerin anwesend. Im Winter können Gruppen Termine für Besuche vereinbaren. Die Teilnahme kostet eine kleine Gebühr. Mit dem Geld werden die Kosten für das Material gedeckt.
Wann wird der Bildteppich fertig?
Wir schaffen zur Zeit rund 3 Meter im Jahr. Bei diesem Tempo wird der Teppich 2026 fertig sein.
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Wussten Sie, dass es ähnliche Projekte z.B. in Schottland, Cornwall und Guernsey gibt?
Als ich 2008 anfing, wusste ich nur von dem Teppich von Bayeux. Es gibt inzwischen in aller Welt 28 Bildteppiche, von denen ich weiß, z.B. die Rollo Tapestry in der Normandie und die Helsingør Tapestry in Dänemark.
Worum geht es in der Vatnsdæla Saga? Eine Zusammenfassung der Geschichte findet man im Netz in englischer Sprache. Es ist die Geschichte einer Familie über 5 Generationen und spielt im 9. bis 11. Jahrhundert. Es geht um Schicksal, Liebe, Ehre und den Kampf gegen gefährliche Feinde. Die Saga beginnt in Norwegen damit, dass Thorstein den Riesen Jokul erschlägt und endet in Island mit der Taufe seines Nachkommens Thorkel. Zwei Szenen hat uns Jóhanna erklärt.
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Diese Frau ist eine Prophetin, die Ingimund dem Älteren, der die Hauptperson in der Stickerei ist, weissagt, dass er nach Island gehen wird. Er will das eigentlich gar nicht, denn er will als geachteter Mann in Norwegen sterben. Sie sagt ihm, er werde auf Island den silbernen Ring, den er einst vom norwegischen König Harald bekommen habe und der verloren ging, finden. Er fände ihn auf einem Hügel in einem wasserreichen Tal in Nordisland, wo er sich niederlassen werde. Genauso ist es auch gekommen.
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Im ersten Winter, den Ingimur und seine Leute in Vatnsdalur verbingen, findet er eine Eisbärin mit zwei Jungen an einem kleinen See, durch den der Fluß des Tales fließt. In Isländisch heißt Junges = hénar und See = water. Deshalb nennt Ingimur den See Húnavatn. Ingimur reist nach Norwegen und schenkt die Eisbärenjungen König Harald. Dafür erhält er viel Holz, das er mit zurück nach Island nehmen kann.
Alle Bilder wurden freundlicherweise von Jóhanna E. Pálmadóttir zur Verfügung gestellt.
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