Bei meinem jüngsten Besuch in Berlin konnte ich die Galerie „Under the Mango Tree“ in Schöneberg besuchen. In einer Pressemitteilung habe ich Anfang Oktober bereits auf die Ausstellung „hotte thumbisodu – Siddi Textiles of Care“ hingewiesen. Mini Kapur, die Galeristin, begrüßte mich liebenswürdig. Wir unterhielten uns eine ganze Weile lebhaft über Quilts und Textilkunst.
Die Siddi-Quilts haben keinen Tunnel, an dem sie aufgehängt werden könnten. Sie waren mit kleinen Klemmen an Stäben befestigt, eine gute Lösung, fand ich. Mein Lieblingsquilt ist der in grün und rot, der offensichtlich nicht nur mir gefallen hat. Der rote Punkt daneben signalisierte, dass dieser Quilt bereits verkauft wurde.
Faszinierend fand ich die Geschichte der Siddi, die in die Galerie in einem Aushang beschrieben wird. Siddi ist der Überbegriff für Menschen afrikanischer Abstammung, die über die indischen Bundesstaaten Karnataka, Gujarat und Maharashtra verstreut leben. Die Siddi-Gemeinschaft hat eine einzigartige Migrationsgeschichte, die von der Küste Ostafrikas bis an die Küste des heutigen Westindiens führte. Während einige als Seeleute, Söldner und Aristokraten kamen, wurden andere versklavt. Heute leben die Siddi assimiliert in der indischen Gesellschaft, sind aber oft am Rande der Städte anzutreffen, was dazu führt, dass ihr reiches kulturelles Erbe, von dem die Quilts nur ein kleiner Teil sind, nicht bekannt ist. Die Dörfer der Siddi liegen häufig inmitten dichter Wälder. Sie liegen isoliert und sind nur schwer erreichbar.
Zur Herstellung eines Quilts werden zunächst verschiedene Stoffe und Kleidungsstücke gesammelt und dann von Hand zerrissen oder ihre Nähte entfernt und geglättet. Ein typischer Quilt für den Hausgebrauch besteht aus fünf bis sechs Lagen Stoff, die übereinander gelegt werden. Die Grundschicht für eine Steppdecke besteht in der Regel aus einem oder zwei Saris, die der Länge nach zusammengenäht sind. Über diese Basis werden mehrere Lagen gelegt. Jede Lage, die hinzugefügt wird, wird mit einem einfachen Laufstich auf ihr befestigt. Der verwendete Faden ist in der Regel weiß. Die Stiche mit einem Abstand von 1 bis 2 cm halten die verschiedenen Stoffschichten zusammen. Alle Motive, die auf der Oberfläche dieser Quilts erscheinen, bestehen aus kleineren Flicken, die ebenfalls durch die Quiltstiche gehalten werden.
Der größte Quilt, der Doppelbettbreite hatte, war dekorativ über den Flügel drapiert.
Die Ausstellung „hotte thumbisodu – Siddi Textiles of Care“ läuft noch bis zum 5. November 2023. Zwischen dem 28. und 30. Oktober ist die Galerie geschlossen.
Ort: Galerie Unter dem Mangobaum,
Merseburgerstr. 14, 10823 Berlin
Öffnungszeiten:
Mi-Fr 11:30 -14:00 und 15:30-18:30
Sa/So 13:00 – 16:30