Reportagen

Bericht über den Frühling der Wollknäule im Elsass

Der Frühling ist noch nicht wirklich gekommen, aber im Elsass gab es den Frühling der Wollknäule: „Le printemps des pelotes“. Und Wollknäule gab es wirklich reichlich zu sehen. Sogar ein Wettstricken fand statt, das vom lokalen Fernsehen aufgenommen wurde. Der Reporter fragte eine junge Frau, wie alt sie sei und dann, wo sie stricken gelernt habe. Die Antwort, die ich erwartet hätte, wäre gewesen: „von meiner Oma“ oder „von meiner Mutter“. Aber nein, zu aller Überraschung sagte sie: „aus dem Internet.“

In den Gebäuden des Maison rurale de l’outre forêt in Kutzenhausen im Elsass und in der Mehrzweckhalle des Dorfs ein paar Schritte weiter gab es Wolle, Wolle, Wolle, Gestricktes und Gehäkeltes, aber auch Gefilztes, Gewebtes, Genähtes und Gewickeltes.

Diese Vögel, die Josiane Rinn mit der Nadelfilztechnik geschaffen hat, sind mir gleich zu Beginn aufgefallen. Auf der Beschreibung, die daneben lag, stand zu lesen, dass die Vögel nicht unbedingt wie echte Vögel aussehen sollen, sondern eher wie ihre Idee von Vögeln.

Denis Andlauer  zeigte Gewebtes. Die zu Skulpturen geformten gewebten Streifen gefielen mir gut. Es waren aber auch größere Tapisserien zu sehen.  Auf seiner Website https://www.tapisserie-contemporaine.com findet man weitere von seinen Werken.

Gefilzte Lampenschirme und Leuchtkörper zeigte die Filzerin Caroline Morel aus Obrey nahe Colmar. Der weiße durchscheinende Filz erzeugt ein sehr schönes Licht. (www.unefenetreeclairee.fr)

Ebenfalls aus dem Elsass kam Muriel Bossendorfer, die kleine Katzen und Hunde von allerlei Rassen gefilzt hat.

Ivanna Pinyak aus der Ukraine bot ihre Motanka-Puppen an (hier finden Sie mehr dazu) und wunderschöne Stickereien auf Blusen und Hemden. Nein, die Stickereien seien keine Handarbeit, sondern mit der Maschine gemacht. Ich fand sie trotzdem schön.

Am nächsten Stand bin ich verblüfft stehen geblieben, das sah doch aus wie ein Muster von Kaffe Fassett? Die gestickten Schals von Pascale Collin von natur-elle.fr gefielen nicht nur mir sehr gut.

Hier ein wirklich ungewöhnliches Schultertuch. Britta Riedmann aus Karlsruhe erklärte mir, dass das Muster von Stephen West stammt, der auf seiner Website www.westknits.com Anleitungen für ungewöhnliche Stricksachen anbietet. Britta Riedmann bietet unter dem Label Brisari handgefärbte Garne an.

Zu guter Letzt noch Kelsch, der typische elsässer Stoff, der leider kaum noch zu finden ist. Kelsch bezeichnet traditionelle elsässische Stoffe aus Woll-, Leinen- oder Hanfgewebe mit blauen oder roten Karos oder Streifen auf einem rohweißen Hintergrund.
Sie wurden für Bettwäsche oder als Vorhänge für Alkoven verwendet.
Heute findet man auch Kelsch aus Baumwolle und Leinen, das sogenannte „Métis“, für die Innendekoration, Vorhänge, Bettüberwürfe, Handtücher, Tischläufer, Tischdecken, Stuhl- und Sesselsitzflächen, Küchenschürzen …