Im März konnte ich die Ausstellung der Patchwork-Gruppe des Creativ-Centrums Oranienburg mit dem Titel „Muster der Erde“ im Beginenhof in Kreuzberg besichtigen. Die ausgestellten Arbeiten und die beiliegende Mappe mit weiteren Arbeiten fand ich so interessant, dass ich die Leiterin der Gruppe, Christiane Neumann, um ein Interview gebeten habe. Beim Interview habe ich auch Christine Preußel kennengelernt, die Christiane Neumann unterstützt.
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Beide Damen haben vor der Wende beim DDR-Kinderfernsehen gearbeitet. Christiane Neumann hat in Stendal eine Ausbildung als Dekorateurin absolviert und dann an der Fachhochschule in Schöneweide Werbung und Gestaltung studiert. Sie erzählt, in jungen Jahren habe sie nebenberuflich eine Ausbildung als Zirkel-Leiterin für Malen und Zeichnen absolviert. Nach fünf Jahren in Festanstellung habe sie dann freiberuflich gearbeitet und beispielsweise Schaufenster gestaltet, aber auch viel beim Fernsehen gearbeitet, unter anderem für das Sandmännchen. Nach der Wende habe sie ihre Arbeit beim DDR-Fernsehen verloren. 1992 habe ihr die Stadt Oranienburg angeboten, Kindermalkurse zu geben, das lief anderthalb Jahre und wurde sehr gut angenommen. Daraus wurde ein ABM-Projekt, es schlossen sich weitere Projekte an. Damals entstand auch die Patchwork-Gruppe.
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Christine Preußel hat an der Fachhochschule Warschauer Straße Mode studiert. Sie erzählt, sie habe dann eine feste Stelle als Kostümbildnerin beim DDR-Kinderfernsehen bekommen. Sie sei ebenfalls arbeitslos geworden, als das Fernsehen abgewickelt wurde. Sie habe Christiane Neumann dann irgendwann wiedergetroffen und sei zufällig bei bei ihr zu Besuch gewesen, als diese den Anruf aus Oranienburg mit der Frage bekommen habe, ob sie Kinderkurse leiten wolle. Als der Zuspruch dann so groß war, habe Christiane Neumann sie gefragt, ob sie nicht mit einsteigen wolle. Seitdem sei sie dabei. Natürlich sei das etwas ganz anderes, als Kostüme für Märchen- und Kinderfilme zu entwickeln.
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Die Patchwork-Gruppe des Creativ-Centrums Oranienburg besteht seit 1992. In den 25 Jahren entstanden Arbeiten zu vielen Themen und in unterschiedlichen Techniken. Die Arbeiten hängen als Schenkungen in öffentlichen Einrichtungen wie der Bibliothek, dem Stadtverordnetensaal, dem Kinderhospiz u.v.m. Auch an Ausstellungen beteiligt sich die Gruppe regelmäßig.
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Neben der künstlerischen Tätigkeit ist der Kurs ein ersehnter Höhepunkt der Woche. Die Gruppe ist eine seit Jahren gewachsene Gemeinschaft. Bei den regelmäßigen Treffen wird an den jeweiligen Stücken gearbeitet und es werden Anregungen ausgetauscht. Bei den Treffen wird in der Regel mit der Hand gearbeitet, zu Hause dann auch mit der Maschine.
Häkeln, Stricken, Sticken etc. erzählt Christine Preußel, hätten sie ganz selbstverständlich von den Müttern und Großmüttern gelernt und auch in der Schule habe es Nadelarbeit als Fach gegeben.
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Christiane Neumann berichtet, sie habe Anfang der 90er Jahre über eine Kollegin Ingrid Ratei-Damm kennengelernt. Diese habe sie auf einen Kurs mit einer Amerikanerin hingewiesen, an dem sie dann teilgenommen habe. Seitdem sei sie mit dem Patchwork-Virus infiziert.
Da ich eine der Gemeinschaftsarbeiten, einzelne Panele des Teppichs von Bayeux, in der Ausstellung gesehen habe, frage ich, wie sie sich beispielsweise die Stichtechnik für den Teppich von Bayeux, den Klosterstich, angeeignet haben. Anleitungen für den Klosterstich habe sie im Internet gefunden, sagt mir Christiane Neumann. Den Teppich von Bayeux habe sie in Kunstgeschichtsbüchern gefunden. Das Thema der Gruppe habe damals Mittelalter gelautet.
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Eine Kollegin habe von einem Besuch in Bayeux einen Flyer mitgebracht. Die kleinen Bilder hätten sie sich vergrößert, auf einen Lichttisch gelegt und in der Originalgröße auf altes Leinen durchgezeichnet. Um die Farben der Originalstickerei möglichst genau zu treffen, hätten sie sich spezielle Stickgarne besorgt. 15 Panele sind damals entstanden, die auch im Institut français ausgestellt wurden.
Weitere Jahresthemen waren beispielsweise die Atomversuche in Muroroa, 800 Jahre Oranienburg, die gemeinnützige Obstbau-Siedlung Eden in Oranienburg, Griechenland, Zirkus, Ägypten und Indien. Dazu kann mir Frau Neumann ein mit Kantha-Stickerei verziertes Kissen zeigen.
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Seit Jahren gibt es eine Ausstellung im Landratsamt in Oranienburg, wo einmal jährlich die Ergebnisse der Arbeiten der Kinder und der Gruppe gezeigt werden.
Zur Zeit bearbeitet die Gruppe das Thema Martin Luther. Es seien ganz verschiedene Bilder entstanden, Katharina von Bora und Martin Luther als Portrait, „Ein feste Burg ist unser Gott“ als Liederbuch, das alte Stadtwappen von Wittenberg, Martin Luthers Daten, alte Holzstiche über den Ablasshandel etc. Die Arbeiten seien jetzt zu 80% fertig und schon jetzt sei zu erkennen, dass es sehr schön werde.
Christiane Neumann erzählt, sie bereite ein Thema mit Hilfe vieler Bücher vor. Die Damen könnten sich dann ein Thema aussuchen, abhängig davon, was sie sich zutrauten. Dann werde beraten. Manches Mal trauten sich die Frauen nicht zu, an einem Thema zu arbeiten, dann müsse viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Als ich einwerfe, diejenige, die die Ideen habe, sei offensichtlich sie, bestätigt ihre Partnerin das lebhaft.
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In der Ausstellung im Beginenhof liegt ein dickes Album mit einem schönen textilen Umschlag aus, in dem Bilder von älteren Jahresprojekten zu bewundern sind.
Die Ausstellung im Beginenhof, Erkelenzdamm 51, 10999 Berlin ist weiterhin zu sehen. Besichtigungen sind nach telefonischer Voranmeldung bei Frau Urte von Bremen unter Tel.: 030 3439 2155 möglich.
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