Portraits & Interviews

Interview mit Jane McKeating

Jane McKeating ist stellvertretende Leiterin der Abteilung Design an der Manchester School of Art in Großbritannien. Neben ihrer Arbeit als Dozentin bestickt und bedruckt Jane Stoffe. Sie ist Mitglied der 62 Group, einer Gruppe von TextilkünstlerInnen. Gemeinsam mit Alice Kettle hat sie zwei Bücher veröffentlicht: ‚Machine Stitch Perspectives‘ (Verlag A and C Black) sowie Hand Stitch Perspectives (Verlag Bloomsbury).

Bitte schildern Sie mir Ihren Werdegang.

Dass ich angefangen habe, mit Textilien zu arbeiten, war mehr oder weniger Zufall. Ich zeichne leidenschaftlich gern. Ich habe am Goldsmiths College in London einen textilen Studiengang belegt, weil es so aussah, als könnte ich dabei die meiste Zeit zeichnen. Und als der Kurs dann anfing, habe ich mich in die textile Arbeit verliebt. Noch heute ist Zeichnen meine große Leidenschaft.

Ich habe am Goldsmiths College in London Stickerei studiert und habe dann an der Manchester School of Arts meinen Master gemacht. Dort erhielt ich einen Lehrauftrag als Dozentin für Stickkunst. 15 Jahre lang, von 1990 bis 2005 habe ich dann den Studiengang Sticken geleitet, das war eine sehr aufregende Zeit in der Textilkunst. Wir haben einen unabhängigen Kurs entwickelt, in dem die Studentinnen ihre Ideen durch textile Medien ausdrücken konnten. Wir lehrten die Verfahren und fragten dann, wie man sie auf sehr, sehr experimentelle Weise einsetzen könnte. Das hat wirklich neue Maßstäbe gesetzt. Ich habe dann neue Aufgaben an der Universität übernommen, weil ich mich generell für die Designausbildung interessiere. Ich betreue sieben verschiedene designbezogene Studiengänge. In Manchester haben viele Lehrgänge mit Textil zu tun, beispielsweise die Bereiche Mode und Schmuck. Viele der Maler nutzen ebenfalls textile Elemente. In meiner übergreifenden Rolle kann ich eher als in einem einzelnen Studiengang ein umfassendes Verständnis für die textilen Möglichkeiten vermitteln. Ich genieße es, in Produktdesign, Graphik, Illustration und all den anderen Bereichen, in denen Design eine Rolle spielt, ein textiler Einfluss zu sein. Vor kurzem wurde ich zur Stellvertretenden Leiterin des Fachbereichs Design ernannt.

Wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?

Meine Arbeiten sind narrativer Natur, sie erzählen Geschichten durch Bilder und stützen sich dabei auf malerische Bildmotive und –muster. Meine Arbeiten haben in der Regel die Form von Objekt- oder Bildfolgen, z.B. Seiten eines Buchs, eine Serie von Wandbehängen oder funktionellere Gegenstände wie Gürtel, Krawatten oder Briefumschläge.

Stoff und vor allem Stickstiche als taktiles Element sind von zentraler Bedeutung für das „Begreifen“. Man kann meine Arbeiten mit den Fingern wie den Augen „lesen“. Der Stich durch den Stoff hindurch auf die Rückseite ist wichtig, so haben die Bilder auf beiden Seiten Bedeutung und werden zu sehr physischen Objekten.

Die Geschichte sind recht mehrdeutig, sie erzählen von Menschen, Beziehungen, Vorstellungen, Phantasie und Erwachsenwerden. Meine textilen Arbeiten entstehen aus meinen Zeichnungen. Ich übersetze diese dann in Stoff. Die Stickstiche verändern die ursprüngliche Zeichnung vollständig durch die taktile Oberflächen und das Licht, das auf den Stoff fällt. Die Handhabung der Objekte ist Teil des Schaffens- und Begreifensprozesses.

Welche Materialien nutzen Sie?

Ich verwende eine Mischung von Stoffen aus Naturfasern wie Leinen, Seide und Baumwolle, die ich bestickte und bedrucke. Inzwischen sticke ich vor allem mit der Hand, in der Vergangenheit habe ich mit der Maschine gestickt.

Einen guten Eindruck von Jane McKeatings Arbeiten erhält man auf dieser Website:

http://www.art.mmu.ac.uk/profile/jmckeating/gallery

Zu sehen sind unter anderem textile Bücher, bestickte Metermaße, Bänder, deren Innenseite bestickt ist, und textile Umschläge.
Gemeinsam mit Alice Kettle hat sie zwei Bücher veröffentlicht:

Machine Stitch Perspectives (2010)
und
Hand Stitch Perspectives (2012)