Karen Mülau hat sich an die TEXTILE ART BERLIN mit der Frage gewendet: „Wo auf der Welt werde ich meine Seidenstickereien los… fragt eine Formgestalterin Absolventin der FAK Schneeberg 1984“. Ich wollte mehr über sie wissen und habe sie interviewt.
Wann sind sie erstmals mit textilen Arbeiten in Berührung gekommen?
Ich bin als Kind nicht mit textilen Arbeiten in Berührung gekommen. Das war in mir, wie die Liebe zu Sinti und Roma Romanzen und die Liebe zur russischen Sprache. Das sind die Gene, die ererbte Vergangenheit. Ich habe mit 12 Jahren einen dreiteiligen Poncho gewebt in schwarz-weiß nach einem Foto von Pablo Neruda. Mit 19 habe ich mir das Stricken beigebracht.
Bitte beschreiben Sie uns Ihre Ausbildung.
Ich habe von 1981 bis 1984 an der Fachschule für Angewandte Kunst Schneeberg, heute eine Fakultät der Westsächsischen Hochschule Zwickau, https://www.fh-zwickau.de/fakultaeten/, Flächengestaltung mit der Spezialisierung auf Druck studiert. An dieser Schule gab es pro Jahr nur 20 Studienplätze bei ca. 800 Bewerbern. Ich wurde genommen, weil ich als Formgestalter (Designer) für die Industrie arbeiten wollte. Die Ausbildung war an das Bauhausstudium angelehnt. Es gab folgende Hauptfächer: Naturstudium, Gestaltung, Farblehre, Ästhetik, Kunstgeschichte, Schrift, Gestaltungslehre, Künstlerischer Entwurf, Fachtechnologie mit den Bereichen Gewebetechnik und Oberflächenveredlung. Diese Ausbildung war die einzigartige Verbindung zwischen Kunststudium und Technikstudium, das heißt, der zukünftige Designer hat hautnah die Technologien kennengelehrt, mit denen seine Entwürfe umgesetzt werden (Druck, Weberei, Wirkerei usw.) ganz im Geiste des Bauhauses.
Wie sind Sie zum Sticken gekommen?
Einfach so beim Studium. Es war neben Stricken ein Zeitvertreib.
Hatten Sie Vorbilder?
Ich hatte keine Vorbilder.
Wie würden Sie Ihre Kunst beschreiben?
Es ist eine Form von Meditation. Eine extreme Präzisionsarbeit, die nur gelingt, wenn man dabei ständig die Luft anhält. Das kann man nur machen, wenn man jung ist und gute Augen hat und wenn Zeit keine Rolle spielt.
Wie haben Sie gearbeitet? Könnten Sie anhand eines Werkes die Arbeit vom Entwurf bis zum fertigen Werk beschreiben?
Erst habe ich eine kleine Skizze gezeichnet. Das Motiv kam zu mir. Dazu gehörte keine große Überlegung. Dann habe ich mir eine ungefähre Farbkomposition überlegt und dann ging es los.
Was hat sie inspiriert?
Das kann ich nicht sagen. Man wird ständig inspiriert. Bei „Zermatt“ war es wohl der ständige Anblick des Matterhornes während meiner Zeit in Zermatt. Bei „Gletscher“ die grandiose Berglandschaft beim Blick vom Gornergrat. Mein Gehirn setzt realistische Formen immer zuerst in abstrakte Formen um. Aus diesem Grund hatte ich beim Studium immer Probleme im Fach Naturstudium. Ich habe die Dinge nie gemalt wie sie waren, sondern sofort abstrahiert.
Sie würden gern Ihre Arbeiten „loswerden“. Was haben Sie bisher versucht?
Ich habe mich vergeblich bei diversen Galerien, auch in München, beworben. Ich versuche es mal bei Ebay. Unsere Designermöbel (Thonet usw.) haben wir schon bis China verkauft.
Alle Bilder wurde von Karen Mülau zur Verfügung gestellt.