Portraits & Interviews

Interview mit der Textilkünstlerin Claude Como

Ehrengast bei der Messe Résonance(s) in Straßburg war die französische Textilkünstlerin Claude Como. Sie verwendet eine ganz besondere Technik für ihre großformatigen Arbeiten: das Tuften. Sie war selber anwesend und zeigte den interessierten Besuchern in einem Video, wie sie mit einer speziellen Tuftingmaschine die Fäden in die Trägerschicht schießt.
Ich konnte ihr nach der Messe Fragen stellen.

Wo sind Sie aufgewachsen und wo leben Sie zurzeit?

Ich bin an der Elfenbeinküste aufgewachsen und habe dort gelebt, bis ich 16 Jahre alt war. Derzeit lebe und arbeite ich in Marseille.

Welche Ausbildung haben Sie in Bezug auf Textilien?

Ich habe an der Universität Aix en Provence Kunst studiert. Ich bin bildende Künstlerin, hauptsächlich Malerin. Ich habe einfach meinen Pinsel durch eine Tuftingpistole ersetzt, ohne eine besondere Ausbildung in Textilien.

Was reizt Sie an Textilien als Kunstform?

Die Möglichkeit, die Größe von ausgeschnittenen Formen völlig frei zu bestimmen, im Gegensatz zu einem Gemälde, das mir Grenzen setzt. Dadurch kann ich unbegrenzt an den Wänden wachsen und mein Werk an die Architektur der Räume anpassen. Die Textur der Fäden ermöglicht mir grafischen Reichtum.

Welche Techniken verwenden Sie?

Für die Textilarbeiten das Tufting, dabei schießt eine Art Pistole die Wolle auf eine Leinwand.

Wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?

In SUPERNATURE bestehen die Installationen aus einer Zusammenstellung von großformatigen Wandteppichen, die ein Universum bilden, in das man eintauchen kann.

Können Sie beschreiben, wie ein Objekt entsteht, von der Idee bis zur Fertigstellung?

Ich skizziere die Form mit einer sehr knappen Linie auf einer großen Leinwand, die auf einen Keilrahmen gespannt ist.  Ich stelle keinen Karton her, wie es bei der traditionellen Tapisserie der Fall ist. Ich bringe die Fäden nach meiner Intuition ein (wie bei meiner Malerei), klebe die Rückseite dahinter und schneide dann die Form aus, die ich an der Wand befestigen werde.

Wo arbeiten Sie?

In meinem Atelier in Marseille.

Verwenden Sie ein Skizzenbuch?

Nein, ich zeichne direkt auf der Leinwand.

Was inspiriert Sie?

Ich lasse mich von Bildern aus der Pflanzenwelt und der Wissenschaft inspirieren.

Worauf sind Sie in Ihrer bisherigen künstlerischen Laufbahn am stolzesten?

Ich bin nicht von Natur aus stolz, ich mache einfach meine Arbeit als Künstlerin und bin dabei so aufrichtig wie möglich.