Bei der Spring Knitting and Stitching Show in London gab es neben jeder Menge Stände mit Stoffen, Garnen, Wolle sowie vielen Näh- und Stickkursen auch Ausstellungen von vier Textilkünstlerinnen zu sehen.
Mit Catherine Kaufman aus England konnte ich mich länger unterhalten. Sie spinnt, filzt und formt Wolle aus Lancashire zu großen Skulpturen. Hier zeigt sie die Nadel, die sie zum Nadelfilzen verwendet. Sie versucht zur Zeit, ihren Master in Textilkunst an einer der britischen Universitäten zu machen, wurde aber schon von drei Universitäten abgelehnt, weil ihre Kunst zu sehr Handwerk sei. Das hätte ich in Deutschland erwartet, nicht aber im Textilkunst-affinen England. In einem kurzen Interview, das sie für die Programmbroschüre der Knitting and Stitching Show gab, sagt sie unter anderem: „Ich finde den kreativen Prozess sehr therapeutisch. Es ist der perfekte Weg für mich, um Ängste und Unsicherheiten loszulassen. Wenn ich mich über längere Zeiträume, möglicherweise Stunden über Stunden, in repetitive Arbeit versenke, arbeitet es in meinem Kopf.“
Auch die Textilkünstlerin Ariella Green beantwortete gern meine Fragen. Sie ist in Israel geboren und aufgewachsen, heute lebt sie in England. Sie verwendet für ihre Collagen selbstgemachtes Material, das sie mit Applikationen, Handstichen und Farbe veredelt. Die verwendeten Stoffe können Seide, Polyester oder Baumwolle sein, und sie werden in großen Mengen im Siebdruckverfahren von fotografischen Bildern, mit Transferfarben, Buntstiften und Stofffarben hergestellt. Sie erläuterte mit, sie habe an ihrem Arbeitsplatz Schalen mit den verschiedenen Motiven stehen: Menschen, Tieren, Bäumen und Blumen. Sie trete dann in einen Dialog mit dem Material ein und lasse sich vom Ergebnis überraschen.
Crochetdoll ist der Künstlername von Luisa De Santi aus Triest. Garntechniken (wie Häkeln und Sticken, die in der Regel als weibliche Hobbys gelten) sind ihre Techniken. Sie erforscht, experimentiert und erweitert die Ausdruckskraft dieser Techniken unter Nutzung von Kunststoffelementen und Perlen. Das Ergebnis können tragbare Kunst, textiler Schmuck und weiche Skulpturen sein. Für mich nehmen sich ihre Figuren wie Korallen und Meerespflanzen aus.
Ailish Henderson stellt in einer Retrospektive mit dem Titel „Mending“ Fragen zu den Auswirkungen, die einzelne Ereignisse auf unser Leben haben. Intensive Erlebnisse aus den Kindertagen kommen eventuell erst Jahrzehnte später an die Oberfläche des Bewusstseins, erhalten dann ganz neue Bedeutungen und werden vielleicht verstanden. In ihren Portraits thematisiert sie das Flicken (Mending) im emotionalen Kontext. Die Themen erschließen sich durch die für die jeweiligen Arbeiten verwendeten Techniken und Materialien.
Die Spring Knitting and Stitching Show fand vom 28. Februar bis 3. März in London statt. https://www.theknittingandstitchingshow.com/spring