Portraits & Interviews

Interview mit der Textilkünstlerin Elfriede Grooten

In der Reportage über das 10. Internationale Quiltfest waren auch Quilts von Elfriede Grooten zu sehen. Sie hat schon Werke in Holland, Deutschland, Frankreich und Taiwan ausgestellt. In Luxemburg hat sie ihre Arbeiten zum ersten Mal gezeigt. Im Interview erzählte sie mir mehr von sich.

Wo sind Sie aufgewachsen und wo leben Sie heute?

Ich bin geboren in Vorwald, einem kleinen Ort in der Grafschaft Bentheim. Vorwald liegt direkt an der holländischen Grenze.  Meine Liebe führte mich in das benachbarte Holland und seit 1985 lebe ich mit meinem Mann in Dalen. Ein kleines Dorf in der Provinz Drenthe. Unsere drei Kinder haben bereits alle eine Familie und wir haben 6 Enkelkinder.

Wann sind Sie erstmals mit textilen Arbeiten in Berührung gekommen?

Von Kindesbeinen an hatte ich schon eine Vorliebe für Nadel und Faden. Ich fand es herrlich, für meine Oma den Faden in die Nadel zu ziehen und das Nähkörbchen aufzuräumen. Schon mit 12 Jahren habe ich die ersten Nähversuche gestartet. Später liebte ich meine Handarbeitslehrerin, die mich förderte durch zusätzliche Arbeiten und individuelle Informationen.

Haben Sie eine textile Ausbildung?

Nein, leider hat sich das nicht ergeben. Mein Beruf ist Floristin, den ich mit sehr viel Freude ausgeübt habe. Durch das Erlernen und Beherrschen des Farbenspiels, habe ich immer wieder Vorteile in meiner Arbeit. Es macht mir Freude, mit den Farben und Stoffen zu spielen.

Was reizt Sie an Textilkunst als Kunstform?

Ich kann mich auf meine Art und Weise ausdrücken mit den Themen, die mich beschäftigen. So ist zum Beispiel eine Serie über die Verschmutzung der Umwelt dadurch entstanden.
Ich liebe es, etwas einmaliges zu erschaffen, aber auch mich dabei inspirieren zu lassen. Viele große Künstler wie Monet, Gaudi, Mondrian, um nur einige zu nennen, haben uns ein großes Erbe hinterlassen, die immer wieder Inspiration sind für neue Werke.

Welches ist Ihr bevorzugtes Material und wie verarbeiten Sie es am liebsten?

Ich arbeite am liebsten mit Baumwolle als Basis für meine Quilts. Oft färbe ich sie und manchmal kommen dabei so schöne Ergebnisse heraus, dass ich gleich mehrere Gedanken habe für weitere neue Werke. Aber auch andere Stoffe wie Seide, Leinen und Polyester verarbeite ich. Material wie Tyvek und Lutradur benutze ich gerne zur weiteren Darstellung und Perfektion.

Welche Techniken nutzen Sie?

Ich liebe es, eine Vielfalt an Techniken zu benutzen. Es kommt auf den Effekt an, den ich erzielen möchte. Die Möglichkeiten sind endlos, zum Beispiel verschiedene Applikationen, Verschneidetechnik, Buntglastechniken, Stoffe entfärben, Schriftdruckverfahren und vieles mehr.
Meine Arbeiten werden am Schönsten, wenn ich sie mit meiner Longarmmaschine bearbeite. Auf diese Art und Weise füge ich eine dreidimensionale Technik hinzu, die alle Quilts zum Leben bringen. Gerne verwende ich Metallic Garne sowie Gold und Silber. Hierdurch entsteht eine natürliche Eleganz.

Sie experimentieren gern. Erzählen Sie uns mehr davon.

Für neue Arbeiten mache ich gerne viele Proben, die ich in einem späteren Zeitpunkt oft als Karten weiter verwerte. Mit meiner Punch Maschine versuche ich auch oft, verschiedene Materialien zu verbinden. Dies ist eine gute Art und Weise, etwas zu verbinden ohne Nähte. Bei meiner letzten Arbeit „Galaxy“ ist das gut zu sehen.
Manchmal besuche ich auch Kurse, wie kürzlich einen Workshop von Carolina Oneto. Ich bleibe immer neugierig und stehe offen für Neues. Die Fortbildung ist sehr wichtig, damit man nicht still stehen bleibt.

Wie würden Sie Ihre Arbeit beschreiben?

Meine Arbeiten sind schwer in eine Kategorie zu stecken. Es variiert von modern bis Artquilts. Wichtig ist mir, meinen Gedanken und Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen. Ich möchte den Betrachter erfreuen, zum Nachdenken ermutigen und eine Emotion auslösen. Die Freude, die aufkommt, wenn eine Arbeit am Ende gut gelungen ist, ist unbeschreiblich.

Wie kreieren Sie ein Stück? Können Sie Ihren Weg zum fertigen Kunstwerk beschreiben?

„Red List“ ist ein Werk aus 2022.
Seit 1950 sind fast 500 der 1536 einheimischen Pflanzen in den Niederlanden vom Aussterben bedroht. Nicht nur bei den vielen Pflanzen, aber auch in der Tierwelt sehen wir ähnliche Ergebnisse. Diese rote Liste wird immer länger, weil das Lebensgebiet zerstört wird. Heutzutage ein weltweites Problem!
Ich konnte nur ein paar Namen auflisten, wenn ich alle Pflanzen benennen würde, hätte ich viele Meter Stoff gebraucht. Die holländischen und lateinischen Namen habe ich auf ein gefärbtes Baumwolltuch gedruckt. Dieser dunkelgelben Stoff und einen mit ECO printing bearbeitetes Laken habe ich ausgewählt aus meiner Stoff-Sammlung. Bewusst habe ich hier eine Kreuzform gewählt, um mit Nachdruck auf den Ernst der Situation hinzuweisen. Mit der Longarm-Maschine fügte ich verbindende Nähte hinzu und einige wilde Blumen. Dieses Werk ist ein Beitrag in meiner Serie Umwelt geworden.

Sie unterrichten gern, welche Inhalte haben Ihre Kurse?

In der Vergangenheit habe ich viele Kurse gegeben, oftmals im Wochen-Rhythmus und im Auftrag der holländischen Quiltersgilde.
Seit Corona jedoch konzentriere ich mich nur noch auf das Fertigstellen meiner Werke. Seit 3 Jahren bin ich Mitglied einer internationalen Gruppe „Cloth in Common“ und wir erstellen im zweimonatlichen Rhythmus Quilts. Jeweils ein Thema wird gewählt und jeder arbeitet daran. 2023 haben wir zum Beispiel in Taiwan ausgestellt, das war eine tolle Erfahrung.
www.clothincommon.com

Sie haben vor kurzem beim 10. internationalen Quiltfest in Luxemburg ausgestellt. Erzählen Sie uns über Ihre Erfahrungen.

Dies war das erste Mal, dass ich in Luxemburg zu sehen war. Zuvor habe ich schon in Holland, Deutschland, Frankreich und Taiwan ausgestellt.
Es war eine schöne Art und Weise, meine Arbeiten der Öffentlichkeit näher zu bringen. Viele Besucher waren überrascht und beeindruckt von der Vielfältigkeit meiner Quilts. Die Serie über die Ameisen bot viel Gesprächsstoff. Was auffällt ist, dass Kinder gleich zu den Tieren rennen, die in Not sind. Mein Quilt „Help“ war ein gutes Vorbild.

Ich hatte mir einen kleinen Scherz erlaubt, indem ich einen Mini-Quilt mit BHs in den Beichtstuhl gehängt hatte. Es war eine gelungene Aktion und viele Besucher reagierten mit einem passenden Lächeln. Auch die Reaktionen im Gästebuch waren sehr vielseitig und lobend.
Elfriede Grooten
www.quilttuin.nl

Alle Fotos wurden von Elfriede Grooten zur Verfügung gestellt.