Portraits & Interviews

Interview mit dem ungarischen Email-Künstler Sándor Paál

Gegenstand der Werke von Sándor Paál sind die Motivschätze der Kultur Ungarns und Europas in den letzten 1.000 Jahren. Es sind Motive aus dem 10. Jahrhundert, aus der Zeit von Árpád, Romanik und Renaissance sowie  der sehr reichen ungarischen Volkskunst.

Ich habe den Künstler gefragt:

Würden Sie Ihre Ausbildung beschreiben?

Ich bin Diplom-Architekt.

Wie kam es zu der Beschäftigung mit Emaille-Arbeiten?

Auf der Technischen Universität Budapest hat mein Professor für Freihandzeichnung, Kákonyi István, einen Extra-Unterricht für Feueremailkunst gehalten. Hier habe ich angefangen und nie aufgehört, Feueremail zu lieben. Ich werde ihm immer dankbar sein.

Was reizt sie an dieser Technik?

Es ist eine sehr alte byzantinische Technik, ungefähr aus dem 5. Jahrhundert. Die Arbeit selber ist einfach, aber man kann nur mit grosser Übung und Erfahrung genau die gewünschte Gesamtwirkung erreichen.

Das Feuer ist sehr unberechenbar. Wenn jemand dazu noch Seele und Inhalt in das Werk hineinbringt, na, dann ist es “top”. Dafür arbeitet man.

Würden Sie uns die einzelnen Arbeitsschritte für ein Schmuckstück beschreiben?

Die Arbeit beginnt auf Papier, ich zeichne die Pläne des Schmuckstücks. Es dauert lange, bis ein Stück für mich “fertig” ist. Dann zeichne ich die Motive auf die Kupferplatte, mit einem Material, was der Säure widersteht. Es wird dann geäzt. Die tiefe Flächen werden mit Emailpulver gefüllt und etwa bei 900 Grad gebrannt. Dann müssen die Kanten, die Löcher behandelt werden. Danach werden die Edelsteinkugeln und Ketten draufgehängt.

Die Motive Ihrer Schmuckstücke stammen aus der Kultur Ungarns und Europas, bitte erzählen Sie uns mehr. Wie alt sind diese Motive teilweise?

Ich verwende Motive aus verschiedenen Zeiten Ungarns. Ich liebe am meisten die Motive aus dem 9. Jahrhundert. Ich war der erste, der diese “Palmetten-Motive” auf Feueremailschmuck gezeigt hat.

Diese alten Traditionen sind Ihnen wichtig, warum?

Die Traditionen zeigen uns, wer wir als Volk sind. Unsere Vorfahren waren ebenso klug und weise, wie wir werden, wenn wir schon ein Leben hinter uns haben. Diese Erfahrungen sind mehr als wichtig, wenn jemand nicht wieder ganz von vorne anfangen und selber erfahren möchte.

War die Zeit der Corona-Pandemie für Sie eine kreative Zeit oder hat das für Sie vor allem den Verlust der Möglichkeit bedeutet, Ihre Kunstwerke auf Kunsthandwerkermessen zu verkaufen?

Die Zeit, die ich durch das Virusproblem bekommen habe, war und ist schön und reich. Gott sei Dank haben wir immer sparsam gelebt, so haben wir dadurch finanzielle Sicherheit. Aber die Ausstellungen, Messen haben uns sehr gefehlt, vor allem die Kontakte mit der Familie, mit den Freunden und Kunden.