Im Rahmen meines Besuchs des Folkfestivals Celtic Colours auf Cape Breton, Nova Scotia, Kanada, konnte ich eine Ausstellung von SAQA-Mitgliedern in Sydney (nicht Australien, sondern Cape Breton, Kanada) besuchen. Die Künstlerinnen stammten alle aus dem Westen von Kanada, Nova Scotia und New Brunswick.
Für den Fall, dass Sie noch nicht von SAQA gehört haben:
SAQA (Studio Art Quilt Associates) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kunst des Quiltens zu fördern. Die Vision von SAQA ist es, dass das Quilten als Kunstform allgemein anerkannt wird. SAQA widmet sich der weltweiten Präsentation avantgardistischer, wunderschöner und zum Nachdenken anregender Kunst.
In einem großen, sehr hellen Raum im ersten Stock des Craft Centres in Sydney hingen die Quilts für meinen Geschmack etwas verloren an den Wänden. Die ganze große Mitte des Raums war leer und hätte sich für zum Beispiel von der Decke hängende Werke angeboten.
Susan Lilley aus Hebbville in Nova Scotia hat sich mit dem Thema der Ausstellung „Navigating“ auseinandergesetzt und fand „Circling“, so das Thema ihres ersten Quilts, passe gut dazu. Sie möchte mit ihren Arbeiten Emotionen, Licht und Farbe vermitteln. Dazu verwendet sie eine Technik mit dem Namen „Itajime“, eine japanische Färbetechnik, eine Variante von Shibori, die man als Falt- und Presstechnik beschreiben kann.
In ihrer zweiten Arbeit geht es um das Navigieren mithilfe der Sterne. Titel ist „Stars Aligning“.
Das kräftige Rot in beiden Quilts findet sich auch in den Bäumen in Nova Scotia in dieser Jahreszeit.
Der Quilt, den Sie auch im Titel sehen, ist von Lee McLean aus New Maryland, New Brunswick, das weiter nördlich ebenfalls ganz im Osten von Kanada liegt. Sie sagt in ihrer Legende, sie liebe die besondere Zeit im Jahr, wenn das Licht, das durch die Zweige scheint, den Schnee schmilzt. Das abfließende Schmelzwasser schaffe kleine Bächlein, die sich ihren Weg suchen. Dazwischen bahne sich das erste frische Grün den Weg.
Besonders gut gefiel mir die Arbeit von Gillian Martin Noonan aus Nova Scotia, sie nennt sie „Touchstones“. Sie sei kürzlich aus einer ländlichen Gegend in Neufundland ins urbane Nova Scotia umgezogen. Zum Glück habe sie in der Nähe Strände gefunden und habe bei jedem Besuch Steine aufgelesen, die für sie eine Brücke zwischen Neufundland und Nova Scotia bildeten.
Sehr schön gearbeitet fand ich den Quilt „Mycelium“ von Deb Plestid aus Balmoral Mills, Nova Scotia. Das Myzelium ist das Pilzgeflecht unter der Erde, das Nährstoffe verteilt und Bäume miteinander verbindet. Diese neuralen Pfade seien das verborgendste Navigationssystem in der biologischen Welt, sagt die Künstlerin.
„Performance“ nennt Regina Marzlin aus Anitgonish, Nova Scotia, ihren Quilt. In diesem Zeitalter der Sozialen Medien hat man den Eindruck, jedermann müsse seine Leistungen präsentieren. Die äußere Erscheining werde sorgfältig editiert und es sei schwer zu sagen, wie die echte Person hinter diesem schönen Schein sei. Das Navigieren von Beziehungen sei unter solchen Bedingugen noch schwieriger als ohnehin schon.
Einen Hingucker bot Beth McKay aus Dartmouth, Nova Scotia, mit ihrer Arbeit „Separated“. Etwas kryptisch sagt sie dazu: „Stoff und Frustration verflechten sich, navigieren durch die Spannung zwischen Warten und Sehnsucht und finden Verständnis im Raum zwischen Wissen und Nichtwissen. Durch diese Kreation finden Emotionen eine Stimme und drücken aus, was Worte allein nicht vermitteln können.“
Die nächste Arbeit heißt „Traffic Flow at 33rd and Bow“ und stammt von Alison Dean Cowitz aus Calgary, Alberta. Sie hat aus ihrer Wohnung im 20. Stock eines Hochhauses den Verkehr an einer sehr belebten Kreuzung beobachtet.
Als Letztes eine Arbeit über Wanderungen im Frühling. Diese ist von Darcy Hunter, New Brunswick, und hat den Titel „Adventures Together – Coastal Trail Gros Morne National Park, New Foundland“. Dazu sagt sie: „So wie wir Wanderwege entlanggehen, Hindernisse überwinden und die Landschaft genießen, so meistern wir auch gemeinsam die Herausforderungen und Freuden der Abenteuer des Lebens.“

